Frauen in der IT-Branche

Von Frauen für Frauen: Unsere Software Engineers Petra und Sarah entwickelten zusammen mit den Projektleitern für den Verband von Business and Professional Women Switzerland (BPW Switzerland) eine individuelle Software für die Verwaltung der Mitgliederdaten. Das Vorurteil, dass der Beruf in der Welt der Informatik kein Frauenberuf sei, ist längst widerlegt. Dennoch würden es viele schätzen, wenn vermehrt junge Frauen einen Beruf in der IT wählen würden.

«Noch immer entscheiden sich Frauen in der Schweiz selten für ein Studium in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.» publizierte die Netzwoche 2019. Laut ICT Berufsbildung Bern sind «Frauen für die Informatik genauso geeignet wie Männer». Dass dem so ist, beweisen unsere beiden Informatikerinnen bei der kürzlich umgesetzten Web-Applikation für BPW Switzerland.



1.Frauen-Vorbilder in der Informatik

Bereits bei der Berufswahl zeigen sich Tendenzen für welche Berufe sich die Schülerinnen und Schüler interessieren. Bei AS infotrack führen wir regelmässig Schnupperlehren durch, um die Jugendlichen für einen Beruf in der Informatik zu begeistern. Leider melden sich für die Schnupperlehren kaum Mädchen an. Auf die sechs möglichen Schnupperplätze pro Tag haben wir – wenn überhaupt – oft nur eine Schülerin, die sich anmeldet. Das ist schade, denn unsere Lernende, Petra Schär, leitet gekonnt durch die beiden Tage mit den Schwerpunkten Systemtechnik und Applikationsentwicklung.

Wer kommt uns in den Sinn, wenn wir an bekannte Persönlichkeiten in der Informatik denken? Bill Gates, Steve Jobs und Tim Berners-Lee, der die Hypertext Markup Language (HTML) erfand und dadurch das World Wide Web, also quasi das Internet, begründete. Und weibliche Persönlichkeiten? Da müssen wir schon googeln.

Unsere Lernenden, die an die Berufsfachschule BBB in Baden gehen, berichten, dass sie in den technischen und naturwissenschaftlichen Fächer hauptsächlich von männlichen Lehrpersonen unterrichtet werden. In den Klassen von 15-20 Lernenden sind meistens nur 1-2 junge Frauen vertreten. Stellen sich die Mädchen vielleicht etwas Falsches unter einem Beruf in der Informatik vor?

2.Informatikerinnen bei AS infotrack

Petra Schär, Lernende Applikationsentwicklung

Petra Schär ist im vierten Lehrjahr und hat sich für die Fachrichtung Applikationsentwicklung entschieden. Ausschlaggebend für die Berufswahl war bei ihr die Faszination für Technik, das Programmieren und ihre positiven Erfahrungen beim Schnuppern in verschiedenen Informatik-Betrieben. Auch in der Freizeit ist sie viel am Computer und spielt gerne Videogames. Als Ausgleich liebt sie es aber genauso, sich aufs Rennrad zu setzen oder eine Runde in der Natur laufen zu gehen.

«In meiner Informatik-Klasse bin ich die einzige Frau. Für mich hat das nie ein Problem dargestellt. Ich habe viele nette Kollegen kennengelernt, mit denen ich viele Interessen teile und ich fühle mich wohl in der Klasse. Das Geschlecht spielte bei meinen bisherigen Erfahrungen absolut keine Rolle. Das Interesse und die Faszination für den Beruf sollten ausschlaggebend sein.», erklärt Petra Schär.

Sarah Gisi, Junior Software Engineer

Sarah Gisi hat die Kantonsschule mit Schwerpunkt Spanisch absolviert. Anstelle eines darauf aufbauenden Studiums an einer Universität entschied sie sich für ein Informatik-Praktikum bei der AS infotrack, um im September 2019 das Informatik-Studium an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) zu starten. «Der Entscheid für die Informatik und somit die Applikationsentwicklung war richtig. Mathematik ist mein Lieblingsfach und mir gefällt es, knifflige Probleme zu lösen. Deshalb suchte ich etwas Ähnliches für meinen weiteren Berufsweg.», erklärt Sarah Gisi.

Sie hat sich enorm schnell in die Software-Programmierung eingearbeitet. Die Grundlagen im Bereich Mathematik, Sprachen und die schnelle Auffassungsgabe haben ihr dabei geholfen. Sarah: «Ich schätze den Praxisbezug und an den vielseitigen Kundenprojekten mitzuarbeiten.»

Tamara Troxler, Senior System & Software Engineer

«Ich hatte damals verschiedenste Schnupperlehren gemacht», erinnert sich Tamara Troxler «und mich zum Glück für die IT entschieden.» Sie hat die vierjährige Informatik-Lehre bei AS infotrack absolviert und konnte danach als Junior Software Engineer Berufserfahrungen sammeln.

Heute betreut sie selbständig Kunden, deren Applikationen und steht den Mitarbeitenden im Support-Fall zur Verfügung. «Ich schätze den Kontakt mit den Menschen sehr. Sie haben ein Anliegen und ich kann Ihnen mit meinem Spezialwissen weiterhelfen. Das ist toll und gibt mir immer wieder ein bestätigendes Gefühl», erklärt die Software Entwicklerin. Zudem macht sie einen Führungslehrgang und bereitet sich so auf die Übernahme von weiterer Verantwortung vor.

Ramona Müller, ERP-Teilprojektleiterin und Mutter

Nach der Ausbildung zur Kauffrau absolvierte Ramona die Pädagogische Hochschule und sammelte Erfahrungen als Primarlehrerin. Danach zog es sie Richtung Informatik und sie erarbeitete sich das Fachwissen für ihren heutigen Beruf während zwei Semestern an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Ihre Freude an Kundenkontakt und Kommunikation hat sie in den Bereich Solutions geführt, wo sie heute als ERP-Teilprojektleiterin bei den Kunden Spezifikationen aufnimmt, Prozesse in der Standardsoftware abbildet und Funktionalität programmiert.

«Klar begeistern mich Fächer wie Mathematik, aber genauso faszinieren mich Sprachen und wirtschaftliche Abläufe in einem Unternehmen. Bei meinem Beruf kann ich all diese Themen kombinieren und habe zudem den Kontakt mit Kunden und im Team.», erklärt Ramona und meint zudem «Der Beruf als Informatikerin lässt sich auch mit einem Teilzeitpensum und mit Familie vereinbaren. Die Aufgaben können bei entsprechender Organisation und Koordination auch gut portioniert und im Home-Office umgesetzt werden.»

3.Individual-Entwicklung für Frauen-Netzwerk

Der Verband von Business and Professional Women Switzerland besteht aus 40 Clubs in allen Sprachregionen und zählt 2'300 Mitglieder. Um die Daten dieser Mitglieder zu verwalten, war eine Mitglieder-Datenbank im Einsatz, die erneuert werden musste. Dazu entschied sich der Verband für eine Individual-Entwicklung, um einerseits die spezifischen Anforderungen abzudecken und andererseits, um die Möglichkeit eines späteren Funktionsausbaus offen zu halten.

Umsetzung der Mitglieder-Datenbank

Zusammen mit Pascal Müller, dem Ausbildner für die Fachrichtung Applikationsentwicklung, nahmen Petra Schär und Sarah Gisi das Projekt in Angriff. In einem Vorprojekt wurden die Anforderungen zusammen mit BPW Switzerland überprüft und das Vorgehen für die Umsetzung der Mitglieder-Datenbank geplant. Pascal Müller hat dabei die Projektleitung übernommen und die Teilschritte im Software Engineering Team koordiniert. «Die beiden Informatikerinnen haben sehr selbständig die g eforderten Funktionen programmiert und in Zusammenarbeit mit Pascal Lüscher und der Auftraggeberin die Software Architektur ausgearbeitet, das Layout umgesetzt und den Daten-Import vollzogen.», rühmt Pascal Müller sein Team.

Oberfläche und Benutzererlebnis

Die Nutzung der neuen Mitglieder-Datenbank bereitet den BPW grosse Freude. «Die Lösung ist sehr gelungen. Die Bedienung ist einfach, klar und sehr benutzerfreundlich. Man braucht kein Handbuch dazu. Kompliment an die Entwickler und Projektleiter.» lautet die Rückmeldung einer BPW des Clubs Lenzburg. Auch bei der Datenbank-Schulung erntete die Applikation viel Lob. Die Benutzerinnen finden sich schnell zurecht und schätzen die aufgeräumte, übersichtliche und moderne Benutzeroberfläche.

4.Schlussfolgerung

Mehr Mut für Technik! Wenn sich Schülerinnen für Mathematik, Sprachen, Physik, Design und wirtschaftliche Themen interessieren, könnte der Beruf in der Welt der Informatik eine sehr gute Alternative zur Matura sein. Die Anforderungen für die Informatik-Lehre sind vergleichbar mit denjenigen der Kantonsschule. Pascal Müller, Ausbildner für die Fachrichtung Applikationsentwicklung ist überzeugt, dass viele Schülerinnen, die sich für die Kanti einschreiben, genauso geeignet wären für die Ausbildung zur Applikationsentwicklerin. Bei der Systemtechnik hingegen sind eher das Interesse für Technik, Hardware und Infrastruktur sowie Kommunikation für den Kunden-Support von Bedeutung.

Die Digitalisierung bringt immer mehr Technik und Informatik in den beruflichen Alltag. Die zukunftsträchtige IT-Branche wird noch breiter, noch vielfältiger und für alle Gebiete unverzichtbar bleiben. Schöne und intuitive Benutzeroberflächen bringen viel Ästhetik, Menschenverständnis und Spielraum für Kreativität mit sich. Die passende IT-Infrastruktur und Cloud-Dienste liefern einen grossen Mehrwert und erleichtern uns den Arbeitsalltag.

Neben dem, dass in der Informatik nach wie vor ein Fachkräftemangel besteht, wäre es schön, wenn es künftig mehr Informatikerinnen gäbe, die auf ihre Art und Weise die IT-Projekte bereichern. Um einen besseren Einblick in den Beruf zu ermöglichen, führt die AS infotrack immer wieder interaktive Infoveranstaltungen für die regionalen Schulen und Schnupperlehren durch.


Leandra Bruder

Bereichsleiterin Marketing & Sales


Bei AS infotrack sind wir in der glücklichen Lage, vier Informatikerinnen zu beschäftigen, die ihren wertvollen Beitrag in der IT leisten. Die Förderung von Berufseinsteiger/innen ist mir enorm wichtig, um für unsere Kunden und Projekte auch in Zukunft ausreichend IT-Fachkräfte im Team zu haben.